© copyright Helmut Hennig Text und Bilder aus "Heimatbeilage zum Amtl. Schulanzeiger des Regierungsbezirks Oberfranken - Bayreuth Nov. 1998 - Nr 256
Warthen auff dem Gebirg"
Zusammenfassend
kann man feststellen: Die als Warten bezeichneten Beobachtungsstationen hatten im Lauf der Jahrhunderte und auch je nach Standorten sehr unterschiedliche Funktionen, die sich keinesfalls auf die immer wieder herausgestellte Warnung vor feindlichen Überfällen beschränkten. So scheint es logisch zu sein, dass die vor Erlass der Wartordnung 1498 in unserer Heimat zweifellos schon längst vorhandenen Türme hauptsächlich als Strassensicherungs-Anlagen entlang von Altstrassen durch ein recht spärlich besiedeltes Gebiet dienten. Flurnamen wie "Wart" usw. finden wir oft entlang von Altstrassenführungen, nicht einmal immer auf Bergeshöhe.
Durch die Zunahme von Fehdehandlungen im ausgehenden Mittelalter konnten die Warten von der Landherrschaft hauptsächlich zur Verhinderung und Bekämpfung von Fehdehandlungen lokaler Adliger durch die nun schon in jedem Vogteiamt vorhandenen Ausschussleute (Miliz) genutzt werden. Dies zeigt am deutlichsten der Zeitpunkt der Ausarbeitung der Wartordnung mitten in der Guttenbergischen Fehde.
Beginnend vielleicht mit den Hussitenkriegen von 1429/30, über die beiden Markgrafenkriege, bis hin zu der drohenden Ausweitung des Spanischen Erbfolgekrieges auf die Markgrafschaft im Jahre 1701 können die Warten (aber nicht alle!) als ein Frühwarnsystem gegen feindliche Übergriffe aus dem Ausland (z.B. aus Bayern) gesehen werden. Besonders das Sechsämterland war von Osten her ständig bedroht, aber auch an der Grenze zum Hochstift Bamberg gab es zahllose Zwischenfälle, wenn auch hier die Streitigkeiten meist vor Gerichten ausgetragen wurden. Von da an bestimmte man manche Warten noch zu Sammelplätzen, an denen sich die Verteidiger nach rechtzeitiger Alarmierung formieren konnten, um überhaupt wirksam Widerstand leisten zu können.
Als im Dreissigjährigen Krieg die Landesregierung kaum mehr über Machtmittel verfügte, um ihre eigenen Untertanen gegen fremdes Kriegsvolk zu schützen, ging man dazu über, geeignete Warten, die inzwischen auch auf entlegenen Burgruinen eingerichtet waren, als Zufluchtsorte für die wehrlose Landbevölkerung zu empfehlen. Dabei achtete man vor allem darauf, dass die Zugangswege schnell und leicht "verhauen" (durch gefällte Bäume blockiert) werden konnten und dass im näheren Umkreis frisches Quellwasser zur Verfügung stand.
Und alle Warttürme, vor allem aber diejenigen, welche - wie der Hofer Schloßturm - mitten in Ansiedlungen standen, hatten ganz allgemein die Aufgabe, jeden Ausbruch von Feuer anzuzeigen und Brandbekämpfungs-Massnahmen einzuleiten.
Ein letztes Mal modernisierte man die Warten im beginnenden 18. Jahrhundert aus Anlass des Spanischen Erbfolgekrieges, indem man Unterkünfte für die Wachmannschaften baute und zusätzlich Lärmstangen errichtete. Nach der Schlacht bei Höchstädt/Blindheim (Lkr. Dillingen a.d. Donau) im Jahre 1704 gingen die Warten in einer sich anschliessenden längeren Friedenszeit nacheinander ein.
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